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21.11.2025
Allgemein
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Zwischen Menschlichkeit und Eingriff

Die Gemeindeverwaltung ist ein Gemischtwarenladen spezialisierter Dienststellen, deren Aufgaben unterschiedlicher nicht sein könnten. Heute ein Blick in die Abteilung Betreibungen.

Zahlen Sie Ihre Rechnungen pünktlich? Dann gehören Sie zur Mehrheit der Bevölkerung. Die Zahlen des Bundesamtes für Statistik gehen davon aus, dass mehr als jede achte Person in einem Haushalt wohnt, der aus finanziellen Gründen nicht in der Lage ist, Rechnungen rechtzeitig zu bezahlen. Und es sind vor allem diese Menschen, mit denen sich die Abteilung Betreibungen beschäftigt. 

Die Zahlen
Können oder wollen Menschen Rechnungen nicht bezahlen, fehlt auf der anderen Seite jemandem das geschuldete Geld. Es folgen Mahnungen und Inkassoversuche. Als letzter Schritt steht die Möglichkeit offen, eine Betreibung einzuleiten und damit staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um zum Geld zu kommen. Und das ist gar nicht so selten. Jährlich stellt die Uzwiler Abteilung Betreibungen über 4‘000 Zahlungsbefehle aus, vollzieht 2‘000 Pfändungen und erlässt etwa 100 Konkursandrohungen. Mit diesen Zahlen bewegt sich Uzwil im Konzert vergleichbarer Gemeinden. 

Der menschliche Teil
Die Abteilung Betreibungen begegnet vielen menschlichen Schicksalen. Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. Und: Wer hats schon gerne, wenn der Staat in die persönlichen Finanzen eingreift? Wenn von einer staatlichen Stelle vorgerechnet wird, wieviel Geld man zum Leben brauchen darf? Wenn vom Lohn direkt Beträge abgezogen werden? Die Tätigkeit der Abteilung stellt deshalb hohe Anforderungen an die Mitarbeitenden. Sie ist eine tägliche Herausforderung im rechtlichen, finanziellen und menschlichen Bereich. Dazu Lara Brändle, Leiterin der Abteilung: «Wir bewegen uns mit unseren Kundinnen und Kunden regelmässig in aussergewöhnlichen, in emotional belasteten Situationen. Uns ist wichtig, unseren Kundinnen und Kunden in diesen Situationen trotz klarem Vollzugsauftrag menschlich zu begegnen.»

Effizient und digitalisiert
Der Gang durch die Abteilung zeigt eine aufgeräumte Arbeitsumgebung. Papierbeigen sucht man vergeblich. Lara Brändle: «Der Digitalisierungsgrad ist hoch. Verschiedene Gläubiger übermitteln uns ihre Betreibungsbegehren über Schnittstellen direkt in unsere Systeme. Dokumente wie Zahlungsbefehle werden direkt im Rechenzentrum gedruckt und verschickt. Die ganzen administrativen Abläufe sind sehr effizient. Das hilft uns, unsere Zeit für den anspruchsvollen Dialog mit den Kundinnen und Kunden, für den Pfändungsvollzug – ob bei uns in der Dienststelle oder zuhause bei den Klienten – einzusetzen und unseren Kernauftrag zu erfüllen.» Die kleine Dienststelle mit ihren drei Mitarbeitenden zieht so jährlich rund 4 Millionen Franken für die Gläubigerinnen und Gläubiger ein – ein wirtschaftlich wichtiger Faktor. 

Betreibungen und Steuern
Ein wichtiger Faktor ist die Abteilung Betreibungen auch für die Gemeinde selber, gehören doch Steuern nach dem Bundesamt für Statistik schweizweit zu den Forderungen mit hohen Zahlungsrückständen. Und was kostet eigentlich die Abteilung Betreibungen die Uzwiler Steuerzahlerinnen und Steuerzahler? Nichts. Die Gebühren für ihre Dienstleistungen decken die Vollkosten der kleinen Dienststelle.