Trouvaillen aus der Tiefe
Bereits in römischer Zeit verfügten städtische Siedlungen teilweise über eine ausgefeilte Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. In ländlichen Gegenden hingegen spielten noch bis zum Ausbau moderner Leitungsnetze einfache Zisternen, Reservoirs, Kanäle und Brunnen eine wichtige Rolle. Quartiere, Weiler, Höfe oder Burgen verfügten oft über eigene sogenannte Sodbrunnen. Dabei wurde der Brunnenschacht bis zum Grundwasserspiegel abgeteuft, mit Steinen ausgekleidet und mit Hilfe einer mechanischen Hebevorrichtung das Wasser an die Oberfläche befördert. Neben einfachen Schöpf- oder Ziehbrunnen umfasst das Spektrum auch Pumpbrunnen.
Sodbrunnen in der Sonnmatt
Überreste solcher Konstruktionen sind in der Schweiz archäologisch zwar häufig belegt. Zwei jüngst durch die Kantonsarchäologie St. Gallen dokumentierte Exemplare - eines davon im Areal Sonnmatt in Niederuzwil - brachten aber eine Überraschung ans Licht: In den Schächten haben sich mehrere, der Länge nach durchbohrte und ineinandergesteckte Baumstämme mit einem einfachen, integrierten Pumpmechanismus (Hohlkolben an Eisenstange) erhalten. Mechanische Saugpumpen dieser Art finden bereits seit der Antike in verschiedenen Bereichen der Wasserhaltung Verwendung, etwa im Bergbau oder in der Schifffahrt. Die gut erhaltenen hölzernen Pumpenelemente aus Niederuzwil und Libingen geben einen Einblick in die ländliche Wasserversorgung gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Sie sind aktuell im Fenster der Kantonsarchäologie in der archäologischen Dauerausstellung des Kulturmuseums zu sehen. | Kulturmuseum St. Gallen