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11.05.2023
Allgemein
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Räume für die Schule

Uzwil braucht neuen Schulraum, viel neuen Schulraum. Das hängt auch damit zusammen, dass Uzwil proportional zur Bevölkerung deutlich mehr Kinder hat als andere Gemeinden. Wie mögliche Lösungen aussehen könnten, konkretisiert sich.

Landauf, landab brauchen die Gemeinden Schulraum, jetzt auch Uzwil. Lange waren die Schülerzahlen stabil, pendelten um 145 Kinder je Jahrgang. Das entspricht etwa sechseinhalb Klassen plus Sonderschulformen. Es zeichnet sich ab, dass 200 Kinder die neue Grössenordnung ist, auf die Uzwil sich einstellen muss. Das sind drei Klassen mehr, jedes Jahr. Drei Klassen mal sechs Primarschuljahre entspricht dem zusätzlichen Bedarf für ein Schulhaus mit 18 Klassenzimmern. Logischerweise brauchts dann auch Raum für die drei Oberstufenjahre, sind nochmals neun Klassenzimmer plus die ganze Spezialinfrastruktur.

Von der Prognose zur Realität
Noch im Jahr 2016 skizzierten Experten für Uzwil drei Szenarien für die Entwicklung der Schülerzahlen. Die Realität hat das progressivste Szenario übertroffen. Die Hauptursache ist der für Familien zahlbare Wohnraum, weniger die Bautätigkeit. In die Neubauten ziehen eher wenige Familien ein, sie sind häufig für Kleinhaushalte gebaut oder werden von Haushalten ohne Kinder belegt. Ein weiterer Grund für den Zuwachs ist der Generationenwechsel in den Quartieren. Dieser Prozess ist etwas träger, wie neuste Systemauswertungen zeigen, läuft aber kontinuierlich. Der Blick in die Nachbarschaft zeigt ohnehin erstaunliches: Die Stadt Gossau hat rund 5’000 Einwohnerinnen und Einwohner mehr und genau gleich viele Schulkinder. Die Stadt Wil ist doppelt so gross wie Uzwil. Hätte sie im Verhältnis gleich viele Schulkinder wie Uzwil, müsste Wil 1’000 mehr davon haben. Bevölkerungsstrukturen ändern nur langsam. Der Mix in Uzwil ist recht gesund. Das stimmt zuversichtlich für die Zukunft. Die Kinder sind da, machen Freude und sind Verpflichtung. Neues Leben tut jeder Gesellschaft gut.

Raumbeobachtung
Die Schule Uzwil ist Pilot-Gemeinde für eine neue Schuladministrations–Lösung namens Pupil. Diese Lösung ist vernetzt mit dem geographischen Informationssystem der Gemeinde und erlaubt neue Formen der Raumbeobachtung. Unter Berücksichtigung der Bautätigkeit kann abgeschätzt werden, wie viele Schulkinder in welchen Quartieren und Dörfern erwartet werden. Das sind robuste Grundlagen. Generell kann gesagt werden, dass die Schülerzahlen in den Dörfern Henau, Algetshausen sowie in Ober– und Niederstetten höchstens stabil bleiben, tendenziell sinken. Nur um das Niveau zu halten, brauchts dort Entwicklung. Das grösste Wachstum wird in Niederuzwil erwartet, gefolgt vom Raum Vogelsberg in Uzwil. Ohne den neuen Zonenplan vorwegzunehmen ist damit zu rechnen, dass langfristig die bauliche Entwicklung im Raum Rossmoos stattfinden wird.

Vom Problem zur Lösung
Wenn Jahr für Jahr 60 Kinder mehr in die Schule eintreten, braucht es sofort Kindergärten. Dieser Prozess läuft. Der nächste Domino-Stein ist der Primarschulraum. Die Vorlaufzeit zwischen Geburt und Schuleintritt beträgt vier Jahre, bei Zuzügen noch weniger. Bis neuer Schulraum steht, dauert es normalerweise sieben bis zehn Jahre. Deshalb ist es wichtig, dass neuer Schulraum am richtigen Ort steht. Dort, wo die Kinder sind, dort wo es für die langfristige Entwicklung am besten ist. Vorzugsweise auch dort, wo sich die Einzugsgebiete von Schulhäusern überlappen, so dass ein Kind mehrere Schulhäuser gut erreichen könnte. Das erleichtert die optimale Klassenbildung. Aus all diesen Gründen setzt die Uzwiler Lösung bei der Oberstufe an, rollt das Problem von hinten auf.

Standort Sonnmatt
Ein Schulhaus gehört in die Zone für öffentliche Bauten und Anlagen. In Uzwil gibt es dafür mehrere Optionen. Die möglichen Standorte wurden in einer Kommission, die der Gemeinderat für die Schulraum-Strategie eingesetzt hat, geprüft. Beste Lösung, die sowohl geografisch gut liegt, sich mit bestehenden Schulbauten gut vernetzt und erweiterbar ist, ist der Standort Sonnmatt. Das Areal gehört der Gemeinde. Eine Schulanlage kann dort eine gute Symbiose mit dem Seniorenzentrum eingehen, kann in guter Distanz interessante Räume für alle Mitglieder der Gesellschaft schaffen. Auch städtebaulich liegt das Areal gut, kann bauliche Volumen mit der Parksituation verbinden, unter Berücksichtigung der Lärmsituation an der Gupfenstrasse für beide Strassenseiten. Die Lösung am Standort Sonnmatt entwickelt der Bereich Bau der Gemeinde Uzwil.

Oberstufe - Primarstufe
Auf dem Areal Sonnmatt wird ein Oberstufenschulhaus mit 18 Klassen-Zimmer und zugehöriger Infrastruktur sowie eine Dreifachturnhalle projektiert. Idee ist, dass die Uzeschule, die ehemalige Realschule auf dem Areal Kirchstrasse, auf das Areal Sonnmatt umzieht. Die Uzeschule soll zur Primarschule werden. Damit wird der Standort Kirchstrasse allein der Primarstufe dienen. In der Uzeschule werden damit auf einen Schlag Zimmer für mindestens zehn Primarschulklassen frei. Und weil die Primarschule einlaufend vom Kindergarten her mehr Klassen erhält, kann während der Bauzeit der Schulanlage Herrenhof statt aufwändiger Provisorien der Schulraum in der Uzeschule genutzt werden. Generell ist das Ziel, bestehende Schulraumprovisorien in Schritten aufzuheben. 

Marienfried geht nicht
Nach einer Machbarkeitsprüfung vom September 2022 erschien die Idee, das Seniorenzentrum Marienfried als Schulhaus umzunutzen, als passable Lösung. Sie wäre schnell realisierbar gewesen und ideal gelegen. Leider zeigte sich mit zunehmender Detaillierung des Projekts, dass die Gebäudestatik doch nicht so einfach ertüchtigt werden kann. Die statischen Verstärkungen hätten zur Folge, dass die Räume in den Klassenräumen teils nur 2,15 Meter hoch wären. Das ist für Räume mit 70 Quadratmetern Fläche wenig. Licht und Luft wären bei diesen Raumgrössen knapp. Kommt dazu, dass das Marienfried zu klein und damit keine langfristige Lösung gewesen wäre, um den Schulraumbedarf abzudecken. Deshalb wird die Lösung Marienfried auch angesichts der erwarteten Umbaukosten nicht weiterverfolgt, auch wenn sie in verschiedenster Hinsicht charmant gewesen wäre. 

Herrenhof-Projekt redimensionieren
Als Konsequenz der Strategie ‹Uzeschule freispielen› kann das Projekt Herrenhof redimensioniert werden. Auf die vorgesehene neue Turnhalle wie auch auf die Schulküche und die Räume für die Musikschule kann dort verzichtet werden, wenn das Schulhaus Sonnmatt entsteht. Die Schulwiese im Herrenhof bleibt damit frei. Trotzdem: Der 1967-er Bau ist in die Jahre gekommen und muss saniert werden. Im gleichen Zug soll er wie vorgesehen für vier Klassen erweitert und mit einer Aula, mit Gruppenräumen und mit Räumlichkeiten für die Lehrpersonen ergänzt werden, damit der Herrenhof wieder den aktuellen pädagogischen Standards entspricht und den Raumbedarf langfristig abdeckt. Mit diesen Massnahmen wird die organisch gewachsene Schulanlage Herrenhof zudem neu geordnet, sie erhält klare Strukturen. Die kleine Turnhalle, die nur für Halbklassen genutzt werden kann, weicht einem attraktiven Schulplatz. Der Gemeinderat hat den Auftrag erteilt, das Wettbewerbsprojekt in dieser Richtung zu überarbeiten.

Berufsschule im Umbruch
Der Kantonsrat befasst sich derzeit mit der Immobilienstrategie für die Berufsschulstandorte, ein politisch brisantes Geschäft. Die Berufsschule Uzwil an der Schöntalstrasse war für 600 Schülerinnen und Schüler gebaut. Heute gehen dort mehr als 1’000 zur Schule. Die Reserven sind erschöpft, der Platz zu knapp. Sobald der Kantonsrat die Weichen im Berufsschulwesen gestellt hat - der Gemeinderat zählt darauf, dass der Standort Uzwil gestärkt wird - wird mit dem Kanton diskutiert werden müssen, wie die Anlage erweitert, allenfalls auch neukonzipiert werden kann. Mindestens das alte KV, das Schulhaus Schöntalstrasse 4, sollte in die Oberstufenanlage Schöntal integriert werden können. Da die Dachdeckerschule ihren Standort ebenfalls ans Eck Sonnenhügelstrasse - Bahnhofstrasse verlegt, ist noch mehr Bewegung im Schulwesen.

Und die anderen Schulen?
Die Gemeinde investiert jedes Jahr 1,5 bis 1,8 Mio. Franken in den Unterhalt der Schulanlagen. So wurde die Schulanlage Neuhof kürzlich saniert. Aktuell werden Turnhalle, Wirtschaftstrakt und Energieversorgung im Oberberg in Henau in Etappen für über 3,7 Mio. Franken erneuert. In der Schulanlage Algetshausen wurde die Energieversorgung ersetzt, das Dach wird dieses Jahr saniert und mit Photovoltaik ausgerüstet. Letztlich geht auch in den Kindergärten die Arbeit nicht aus. So wurde der Kindergarten Taaholz kürzlich erneuert und mit Gruppenräumen erweitert. Der Kindergarten Bienenstrasse wird nächstes Jahr innen saniert. Das alles darf auch als Statement gelesen werden, dass der Gemeinderat ausgewogen investieren will. | Lucas Keel