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18.07.2025
Allgemein
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Ortsplanung beschäftigt Gemeinden

Die St. Galler Gemeinden sind daran, ihre Ortsplanungen zu erneuern. Diesmal ist vieles anders. Der Fokus liegt nicht mehr auf dem Bauen auf der grünen Wiese. Die Weiterentwicklung der gebauten Siedlungen braucht andere Instrumente. Und: Der Kanton gibt vor, welche Gemeinde wie stark wachsen soll.

Der Uzwiler Gemeinderat setzte sich vor Ort über verschiedenste Themen rund um die laufende Ortsplanungsrevision ins Bild. 

Für die Frage, wie sich die Schweiz entwickeln soll, ist der 3. März 2013 ein wichtiges Datum. Die Stimmberechtigten stimmten der Änderung des Raumplanungsgesetzes zu. Eine kompakte Siedlungsentwicklung, der sorgsame Umgang mit Boden, die Zersiedlung bremsen, die Landschaft schützen: Das waren zentrale Anliegen der Revision. Als erste waren Bund und Kantone gefordert, ihre Grundlagen den veränderten Verhältnissen anzupassen. Diese übergeordneten neuen Rahmenbedingungen sind nun die Ausgangslage, damit die Gemeinden ihre Ortsplanungen anpassen können und müssen. Wenn Uzwil sich mit der Fragestellung befasst, dann auch im Wissen um die in Uzwil klare Zustimmung zum Raumplanungsgesetz. 69 Prozent der Uzwiler Stimmbürgerinnen und Stimmbürger sagten damals ja. 

Blick in die Werkstatt
Ortsplanungsrevisionen sind ein Marathon. Seit vier Jahren arbeitet Uzwil daran, die Arbeiten dürften noch bis 2027 andauern. An verschiedensten Dorf- und Quartiergesprächen hat der Gemeinderat bereits 2023 die Meinungen und Haltungen der Bevölkerung zu konkreten Fragestellungen abgeholt. Viele einzelne Elemente, die erarbeitet wurden, fügen sich langsam zu einem Gesamtbild zusammen. Ein guter Moment für den Gemeinderat, sich an einem Klausurtag mit dem Entwurfsstand auseinanderzusetzen. Dazu gehörte für ihn auch, sich zu verschiedenen Themen vor Ort Überblicke zu verschaffen. 

Gefühl für neue Instrumente entwickeln
Baureglement und Zonenplan müssen für die Gemeinde vollständig neu entwickelt werden. Die Rahmenbedingungen dafür haben sich stark verändert. Vertraute Grundlagen wie die Ausnützungsziffer oder die Geschossregelung in verschiedenen Zonen stehen künftig nicht mehr zur Verfügung, weil das kantonale Recht sie nicht mehr vorsieht. An ihre Stelle treten neue Instrumente, für welche aufgrund der konkreten Verhältnisse in der Gemeinde die richtige Justierung herausgefunden werden muss. Und das immer vor dem Hintergrund, dass es künftig primär darum geht, Entwicklungen im gebauten Bestand zu lenken, weniger das Bauen auf der grünen Wiese. Bauen im Bestand ist anspruchsvoller, die baurechtlichen Regelungen dienen auch dem nachbarlichen Frieden. Und so hat sich der Rat an seiner Klausur etwa intensiv mit dem Themenkreis befasst, wie Innenentwicklung und die Veränderung bestehender Quartiere, die Anpassung der Siedlungen an das sich verändernde Klima, die räumliche Qualität sowie möglichst einfach verständliche und praktikable Bestimmungen unter einen Hut zu bringen sind – und welche Instrumente dafür geeignet erscheinen. An diesem Thema wird der Rat weiter arbeiten.

Wie viel wachsen?
Anders als bei letzten Ortsplanungsrevisionen kann sich der Rat nicht mit der Frage befassen, welches für Uzwil das richtige Wachstum ist. Die kantonale Planung verteilt das Wachstum, welches dem Kanton St. Gallen zusteht, verbindlich auf die Gemeinden. Dabei verfolgt der Kanton das Ziel, dass zentrale Orte wie Uzwil, gut erschlossen, mit breiter Infrastruktur, den Grossteil des Wachstums übernehmen. Aber immer unter der Prämisse, dass dieses möglichst im Inneren der Siedlung stattfindet. Neueinzonungen sind die Ausnahme, wenn das vorgegebene Wachstum nicht mit der Mobilisierung innerer Wachstumsreserven und Arealumbrüchen erreicht werden kann. Wenn eingezont werden kann, bleiben die praktischen Anforderungen für einzuzonende Flächen hoch. Sie müssen etwa im 20-Minuten-Takt mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen sein. 

Bevölkerungswachstum als Treiber?
Eine spannende Erkenntnis der Klausur war auch: Die Siedlungsflächen haben sich in den letzten Jahrzehnten überproportional zur Einwohnerentwicklung vergrössert. Hauptsächlicher Treiber war der Komfortzuwachs auf allen Ebenen. Pro Einwohnerin und Einwohner hat seit dem zweiten Weltkrieg die Wohnfläche alle 10 Jahre um 4 Quadratmeter zugenommen. Gleich viel Menschen brauchen mehr Platz. Und die Infrastrukturen, welche ein Lebensraum braucht, beanspruchen deutlich mehr Flächen als früher. 

Nächste Schritte
Vertieft diskutiert hat der Rat auch die Möglichkeiten und Grenzen sogenannter Schwerpunktzonen. Sie sind ein neues Instrument im Zonenplan und sollen die Grundlage zu hochwertigen Umstrukturierungen von Arealen bieten. Geeignet für Areale, die künftig anders als heute genutzt werden, deren präzise Entwicklung aber noch vertieft zu klären ist. Gerade für Uzwil mit seiner Siedlungsstruktur, mit Veränderungen in der industriellen Tätigkeit, kann diese Möglichkeit Erfolg versprechend sein. Der Gemeinderat wird sich deshalb in den nächsten Schritten noch konkreter mit verschiedenen möglichen Arealen befassen. Tiefer befassen wird er sich auch mit der Frage, welche Dichten er wo haben will, wo bewusst verdichtet werden soll. Und wo ganz bewusst auch nicht. Und schliesslich auch, mit welchen Instrumenten er das sicherstellen will. Weitere, intensive Bearbeitungsschritte in Rat und Verwaltung stehen an. Voraussichtlich in einem Jahr dürfte der Gemeinderat der Bevölkerung die erneuerten Instrumente zur Mitwirkung unterbreiten. Dann schliesst sich ein Kreis, der mit einem Volksentscheid im 2013 seinen Anfang nahm.

Rundgang zur baulichen Entwicklung
Die Zentren mit ihren hohen Dichten leisten den hauptsächlichen Beitrag zum künftigen Bevölkerungswachstum. Der Umbruch im Uzwiler Zentrum steht sinnbildlich dafür. Die Raumplanung der Gemeinde lenkt die Entwicklung. Ob die Entwicklung stattfindet, liegt weitgehend in der Hand privater Grundeigentümer und von Investoren. Am 26. August von 18 bis 20 Uhr bietet die Gemeinde Interessierten einen Rundgang durchs Zentrum mit dem speziellen Blick auf Umwälzungen und innere Entwicklungen. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 begrenzt. Teilnehmende sollten in der Lage sein, zu Fuss zwei Stunden unterwegs zu sein und dabei auch Treppen zu überwinden. Interessiert? Melden Sie sich bitte an via E-Mail mit Name und Vorname an info@uzwil.ch mit dem Betreff «Rundgang». Gibt’s zu viele Anmeldungen, findet allenfalls am 27. August ein zweiter Rundgang statt.