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24.10.2025
Allgemein
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Aspekte der Zentrumsentwicklung

Uzwil setzte früh auf die Innenentwicklung, auf die Stärkung und Weiterentwicklung des Zentrums. Die damaligen Ziele und Planungen haben Veränderungen ausgelöst. Vieles ist schon Realität oder unterwegs dazu.

An verschiedenen Führungen für Bevölkerung und Fachleute war das Uzwiler Zentrum und seine Entwicklung das Thema. 

Uzwil setzte vor 17 Jahren mit der Richtplanung die Ziele der räumlichen Entwicklung neu. Breit abgestützt. Im Dialog mit der Bevölkerung, vertieft und entwickelt von einem 40 köpfigen Beirat, in dem alle Interessen vertreten waren. Ein Blick auf die damaligen Ziele lohnt sich. 

Was waren die Ziele?
Innenentwicklung, Stärkung und Erweiterung der Zentren waren ebenso Ziele des Beirates wie die Überzeugung, dass die Gemeinde mehr Einfluss auf die Qualität von Bauvorhaben nehmen muss. Und schliesslich war zentraler Wunsch, in Uzwil so etwas wie ein richtiges Zentrum zu schaffen. 

Öffentlicher Raum – private Investoren
Selten verwandeln sich planerische Weichenstellungen so rasch in Realitäten wie im Uzwiler Zentrumsgebiet. Der öffentliche Raum wurde in den letzten Jahren in Schritten konsequent aufgewertet, der zentrale Raum hat ein neues Gesicht erhalten. Und Uzwil scheint für Investoren attraktiv. In hoher Kadenz entwickeln sie private Areale, auch aktuell. Bei der Zentrumsüberbauung «Joy» an der Bahnhofstrasse 90 und 92 mit ihren 74 modernen Mietwohnungen ist das Gerüst weg, die Vermietung ist gestartet. «Säntis Uzwil» an der Bahnhofstrasse 74 mit 18 Wohnungen ist im Frühjahr bezugsbereit. Die Überbauung «Lindenpark» mit gut 30 Eigentumswohnungen ist gestartet. Für andere Areale laufen Planungen, etwa für die alte Migros und das Areal der Polybauer. 

Aktive Rolle der Gemeinde
Bei all diesen Investoren-Projekten ist die Gemeinde stark gefordert. Sie begleitet sie intensiv. Lange, bevor die Investoren anklopfen, erarbeitet die Gemeinde Grundlagenplanungen für die Areale, um ihre Ziele zu schärfen, um parat zu sein, wenn die Investoren an die Gemeinde treten. Viele Investoren mit hohem Qualitätsanspruch und der Idee, möglists rasch zu realisieren, würden das sehr schätzen, so Uzwils Gemeindepräsident Lucas Keel. 

Rundgänge erklären
Auf mehreren Rundgängen mit der Bevölkerung informierte die Gemeinde über ihre vorausschauenden Grundlagenplanungen für verschiedene Areale, über den anspruchsvollen Dialog mit Investoren, über Qualitätsansprüche in der Weiterentwicklung der Siedlung. Marco Bruggmann, Projektleiter Ortsplanung und Siedlungsentwicklung der Gemeinde und von Hause aus Architekt: «Viele Teilnehmende schienen erstaunt über dieses intensive und proaktive Engagement der Gemeinde und überrascht von der Komplexität der Prozesse und den vielfältigen Abhängigkeiten. Es war schön zu hören, dass es Menschen gibt, die es schätzten, dass sich die Gemeinde in dieser Art für den Lebensraum, für die gemeinsame Heimat und Identität einsetzt.» 

Die Sicht der Fachwelt
Führungen zu den Entwicklungen im Zentrumsgebiet gab es auch für die Fachwelt. Stellvertretend dazu Armin Meier von der raum.manufaktur.ag, einem in der Ostschweiz führenden Team von Raumplanungsfachleuten: «Uzwil zeigt, wie erfolgreiche Stadtentwicklung gelingt. In Uzwil wird sichtbar, was andernorts oft stockt oder auf halbem Weg stecken bleibt. Für mich gibt es in Uzwil dafür drei Erfolgsfaktoren. Erstens hat sich die Politik klar zur aktiven Steuerung der baulichen Entwicklung bekannt – mit dem Ziel, Uzwil zu einem Ort mit urbanen Qualitäten zu machen. Dieses Ziel ist im kommunalen Richtplan verankert und wird von einer fachlich starken Verwaltung getragen: Menschen mit Überzeugung und Leidenschaft setzen sich dafür ein, dass Qualität Vorrang hat – und wissen dabei die Politik hinter sich. Zweitens ist Städtebau ein Langstreckenlauf. Bis sich Planungsgrundsätze in konkreten Projekten zeigen, vergehen oft Jahre. In Uzwil werden daher frühzeitig städtebauliche Leitlinien erarbeitet – bevor einzelne Bauvorhaben anstehen. So kann die Stadt rechtzeitig reagieren und Qualität sichern ohne Planungsprozesse unnötig zu verzögern, weil zuerst die städtebaulichen Grundlagen erarbeitet werden müssen. Diese planerische Vorleistung verlangt politische Weitsicht, Ressourcen und Rückhalt – auch dann, wenn Bauherren die Vorgaben der Gemeinde nicht auf Anhieb verstehen oder wirtschaftliche Argumente gegen qualitative Anliegen ins Feld führen. Und schliesslich zeichnet sich Uzwil drittens durch Augenmass und Verständnis aus. Trotz klarer Leitlinien bleibt Uzwil flexibel. Die Vorgaben sind robust, aber anpassbar, sobald konkrete Projekte entstehen. Es geht nicht darum, starre Konzepte durchzusetzen, sondern um die Bewahrung des Wesentlichen bei gleichzeitiger Offenheit für gute Lösungen. Diese Haltung zeigt sich auch in der Umsetzung über Sondernutzungspläne oder städtebauliche Verträge – und in einer kompetent besetzten Baubewilligungsbehörde, die im Baubewilligungsverfahren die architektonische Qualität sicherstellt. Uzwil beweist damit, dass erfolgreiche Stadtentwicklung weder Zufall noch Glück ist, sondern das Ergebnis von klarer Haltung, fachlicher Kompetenz und einem langen Atem – getragen von Politik, Verwaltung und engagierten Fachpersonen, die gemeinsam am selben Strick ziehen.»