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22.06.2023
Allgemein
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Nichts unversucht lassen

Neophyten verdrängen einheimische Pflanzen und Tiere und beeinträchtigen naturnahe Lebensräume. Sie zu bekämpfen ist eine Daueraufgabe – und braucht das Engagement aller. Auch wer im Wald spazieren geht, kann jetzt mithelfen.

Neophyten sind Pflanzenarten, die hier nicht heimisch sind, die aber beabsichtigt oder unbeabsichtigt zu uns gelangten. Die meisten dieser Arten verschwinden schnell wieder oder fügen sich problemlos in die Pflanzenwelt ein. Einige aber verbreiten sich stark und setzen sich hartnäckig durch. Sie verhalten sich invasiv und werden zum Problem.

Standardprozedere
Im Bereich Bau der Uzwiler Verwaltung ist Besim Osmani der «Mister Neophyten». Er erklärt den Standardablauf. «Im Frühjahr prüft die Gärtnergruppe des Werkhofs im Gemeindegebiet, wo Neophyten wachsen. Jede Fundstelle melden sie mir. Ist sie in privatem Grund, schreiben wir die Grundeigentümerin oder den Grundeigentümer an, machen auf das Problem aufmerksam und bitten, die Neophyten zu bekämpfen. Die Grundeigentümer sind verantwortlich dafür. Meist handeln die Privaten eigenverantwortlich und die Nachkontrollen zeigen, dass sie erfolgreich waren.»

Auf Gemeindeeigentum
Und wie läuft es, wenn auf Grundstücken der Gemeinde Neophyten festgestellt werden? Dazu Besim Osmani: «Das kommt oft vor, weil viele Strassenränder und Bachufer der Gemeinde gehören, sie sind besonders anfällig auf Neophyten. Stellen wir bei unseren Kontrollen Bestände fest, startet im Mai die Bekämpfung des Knöterichs an Gewässern, im Juni diejenige von Berufkraut und anderen Neophyten. Die Arbeiten dauern mit Unterbrüchen bis im Herbst. Seit 2020 beauftragen wir mit dieser aufwändigen Handarbeit das Buecherwäldli, seine Mitarbeitenden leisten hervorragende Arbeit.» Mehr als 400 Stunden wurden so im vergangenen Jahr für die Bekämpfung der Neophyten in Gemeindegrundstücken geleistet. Fast fünf Tonnen Neophyten wurden aus den Lebensräumen entfernt. Unterstütz wird das Buecherwäldli dabei vom Werkhof. Seine Mitarbeiter führen die ausgerissenen Neophyten zur Entsorgung ab. Damit ist die Arbeit aber nicht abgeschlossen. Der Kanton will den Überblick über die Neophytenbekämpfung in den Gemeinden, weil er sie mitfinanziert. Dazu werden alle Bestände und Bekämpfungsaktionen von der Gemeinde in einem geografischen Informationssystem festgehalten.

Neue Wege
Der mehrjährige, grosse Einsatz zeigt erste Erfolge. Daran will Besim Osmani anknüpfen. Immer mit dem Ziel, Flächen dauerhaft von Neophyten zu befreien. Dazu laufen dieses Jahr Versuche. Ein Testareal, welches von Neophyten befreit ist, wird der Werkhof mit rasch wachsenden einheimischen Gewächsen bepflanzen. Sie sollen dem Knöterich das Licht entziehen, welches er fürs Wachsen so dringend braucht. Und um nichts unversucht zu lassen, hat der Werkhof am Vogelsberg, beim Spielplatz Kobel und im Löörwald «Big Bags» für Neophyten angebracht. Die begleitende Plakatierung ermuntert Menschen, die im Wald unterwegs sind, Neophyten auszureissen und in den Behältern zu deponieren. Besim Osmani: «Wir sind sehr gespannt, ob dieser Pilotversuch funktioniert. Wird die Möglichkeit genutzt, wollen wir künftig das Angebot ausdehnen.»

Was tun?
Und was soll man tun, wenn man irgendwo Neophyten feststellt? Dazu Besim Osmani: «Melden Sie das dem Eigentümer oder der Eigentümerin des Grundstücks. Nützt das nichts, melden Sies bitte mir. Wir arbeiten diese Meldungen genau gleich ab wie die Feststellungen unseres Werkhofs, wenn er Bestände feststellt.» Stellt man in seinem Grundstück Neophyten fest, muss man sie bekämpfen. Besim Osmani empfiehlt dringend, auch einen Blick auf begrünte Flachdächer zu werfen, weil sich das Berufkraut dort pudelwohl fühlt. Fürs Entsorgen von Neophyten gilt: Sie sollen nicht im heimischen Garten kompostiert werden. Die Samen – oder auch Pflanzenteile – können überleben. In Uzwil können Neophyten der Grünabfuhr mitgegeben werden. Die Verarbeitungstemperaturen in der Kompogasanlage überleben sie nicht. Alternativ steht der Entsorgungsweg via Kehricht offen. So geräumte Flächen im Garten können beispielsweise mit vielfältigen einheimischen Wildpflanzen bereichert werden. Gute Gärtnereien oder Naturorganisationen kennen sich damit aus. Und wichtig ist, nach jeder Bekämpfung die Flächen mehrmals nachzukontrollieren und das auch im folgenden Jahr zu tun. Je nach Art können unterirdische Pflanzenteile wieder ausschlagen oder Samen nach mehreren Jahren keimen.